Konzept und theologische Grundlegung

Konzept

In der lateinischen Westkirche (also das, was wir in Deutschland als die “katholische Kirche“ bezeichnen) ist das Sakrament der Firmung in den letzten Jahrhunderten von der ursprünglichen Funktion als Abschluss der christlichen Initiation zunehmend zu einem Sakrament des „Erwachsenwerdens im Glauben“ geworden.
Die Firmvorbereitung soll „einholen“, was Eltern und Paten bei der Taufe des Säuglings stellvertretend versprochen haben. Jetzt sind die Jugendlichen aufgefordert, eigenständig herauszufinden, ob sie den Weg als Christin oder Christ weitergehen möchten – und wenn ja, in welcher Intensität.
Auf dieser Beobachtung beruht die Konzeption der Firmvorbereitung unserer beiden Pfarreien Heilig Geist und St. Canisius. Eine modulare Firmvorbereitung, wie wir sie anbieten, bietet Flexibilität und zugleich einen festen Rahmen.
Wir setzen auf die Eigenverantwortlichkeit der Jugendlichen, aus verschiedenen Angeboten auszuwählen, was ihren Fragen am besten entspricht und eigene Schwerpunkte zu setzen.
Wir wissen um die oft vollen Wochenpläne; wir wissen, dass sie viele verschiedene Schulen besuchen, viele Hobbys haben und manchmal nicht einmal auf unserem Pfarreigebiet wohnen.
Der Rahmen aus Wahlpflichtmodulen und Pflichtmodulen gewährleistet, dass die Vorbereitung alle Dimensionen unseres Kircheseins in den Blick nimmt (s.u.).
Zugleich bieten die Module die Möglichkeit, dass viele Menschen aus unseren Pfarreien selbst Angebote für die Firmkandidatinnen und Firmkandidaten machen und so ein guter Kontakt mit den vielen Engagierten in unseren beiden Gemeinden wachsen kann.

Theologische Grundlegung

Das Firmkonzept strukturiert sich anhand der Grundvollzüge der Kirche, bezeichnet durch die griechischen Begriffe Martyria, Leitourgia, Diakonia und Koinonia.
Die Kirche kennt drei (vier) Grundvollzüge, in denen sie den Auftrag Jesu erkennt und in der einzelnen Gemeinde und als Weltkirche handelt.
Die Aufgabe der Kirche und der Christinnen und Christen ist es, von der Frohbotschaft Zeugnis zu geben (Martyria oder Verkündigung), das Gedächtnis Jesu zu feiern und die Menschen im Alltag und an den „Knotenpunkten des Lebens“ zu stärken (Leitourgia) und schließlich die konkrete Nächstenliebe spürbar und erfahrbar zu machen (Diakonia).
Die Sendung und Aufgabe der Kirche wird erst dann gut verwirklicht, wenn die an Jesus Christus Glaubenden (also die Christen) dies in Gemeinschaft (Koinonia) tun und auf Gemeinschaft hin entwickeln.

Martyria – vom Glauben Zeugnis ablegen / Glaubenswissen

„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“
(1 Petr 3,15b)

Unter Martyria versteht man die Verkündigung und das Bekenntnis der Frohbotschaft Jesu. Martyria heißt übersetzt: Zeugnis geben. An verschiedenen Stellen der Bibel werden die Gläubigen aufgefordert, Zeugnis zu geben und andere für Jesus Christus und das Evangelium vom Reich Gottes zu begeistern.
Um Zeugnis geben zu können, muss ich wissen und verstehen, was ich glaube. Unser Glaubensbekenntnis muss immer wieder neu in die Sprache und den Verstehenshorizont der Menschen „übersetzt“ werden.

Leiturgia – den Glauben feiern

„Tut dies zu meinem Gedächtnis“
(1 Kor 11,24)

Unter Leitourgia versteht man die Feier von Leben, Sterben und Auferstehung Jesu Christi. In der Eucharistiefeier, dem Höhepunkt der Liturgie, wird diese Gedächtnisfeier zur erfahrbaren Wirklichkeit.
Neben der „Hochform“ der Eucharistie gibt viele andere Formen der Liturgie: das persönliche und gemeinschaftliche Gebet, Wortgottesdienste, Meditationen, Taizégebet usw. Liturgie bedeutet auch die „Knotenpunkte“ des Lebens vor Gott zu bringen.
Die zentralen christlichen Feiern im Jahreskreis deuten das Leben Christi aus und lassen es uns sozusagen „mitleben“.

Diakonia – den Glauben leben

„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“
(Mt 25,40b)

Ein weiterer Grundvollzug im Leben der Christinnen und Christen ist die Diakonia, der Dienst am Notleidenden, am Nächsten. Für Jesus ist dieser Dienst am Nächsten unmittelbar mit dem Bekenntnis zu ihm selbst, zu seiner Person verbunden.
Immer wieder wird im Neuen Testament auf die konkreten Anforderungen der Nachfolge hingewiesen. Dienst am Nächsten wird so geradezu zum Erkennungszeichen für Christen.
Wenn Christen glauben, dass das Reich Gottes zwar noch unvollendet, aber bereits im Hier und Heute angebrochen ist, dann kann dies nicht ohne Spuren im Lebenswandel bleiben. Wir sollen uns zu Wort melden, wo Gerechtigkeit, Friede, Solidarität und Menschenwürde bedroht sind.

Koinonia – den Glauben gemeinsam erfahren

„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“
(Mt 18.20).

Der geschwisterliche Umgang der Menschen betrifft alle Dimensionen der Kirche. In der theologischen Fachsprache wird dieser Gemeinschaftsauftrag „Koinonia“ genannt. Diese Koinonia wird auch dadurch deutlich, dass die Kirche nicht nur Kirche der Hauptamtlichen ist, sondern alle Anteil am Gelingen von Gemeinde und Gemeinschaft haben.
Das individuelle „Ja“ zur Jesus Christus verbleibt nicht im Privaten. Es verwirklicht sich in der Gemeinschaft der Getauften. Christsein geht nur im Miteinander. Erst dort, wo Zeugnis, Gottesdienst und Handeln auf ein „Du“ treffen, vollzieht sich Kirche im Vollsinn.

Elaine Rudolphi